Brief einer traurigen Freundin

 

Es war die letzte Augustwoche 2025. Seit dem Wochenende wehte auf dem denkmalgeschützten alten Hochhaus in der Potsdamer Straße eine Palästinaflagge. Ich sah sie von meiner Küche aus. Ich habe sie fotografiert. In meiner Küche höre ich jeden Morgen die Nachrichten. Als ich die Flagge an dem Hochhaus sah, dachte ich, jetzt möchte ich mir die Zeit nehmen, einige meiner Gedanken zu den hitzigen Diskussionen auszuführen. An der Katholischen Akademie in Berlin darf ich immer wieder Veranstaltungen zu Nahostthemen vorbereiten und durchführen. Ich habe das vor dem 7.10.2023 und auch danach getan. Wir hören uns viele Stimmen an und freuen uns, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Wir lernen viel Kummer kennen. Als Gastgeberin und oft auch Moderatorin lasse ich den Gästen den Vortritt. Hier nutze ich meinen Religionsblog, um ein paar eigene Gedanken zum Thema niederzulegen.

 

I. Der 7.10.2023 aus der Sicht einer alten Freundin

Seit vielen Jahren bin ich Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Am Tag nach dem Massaker hielt es mich nicht zuhause – ich ging zum Brandenburger Tor zur Demo. Mitzitternd und mitweinend bei den Schilderungen der Vorgänge. Dann sagte ein Freund: „Ein Gutes hat es: es gibt keine Opposition in Israel heute.“ Ich antwortete entsetzt: „Das ist ein Schlimmes an der Sache.“ Der Botschafter Israels sagte: „Jetzt seid ihr hier. Wichtig ist, dass eure Solidarität auch bei uns bleibt, wenn unappetitliche Bilder aus Gaza kommen.“

So wurde ein Teil des sehr Schlimmen, das wir heute sehen, angekündigt. Ich kannte den Ton und wusste in etwa, was er bedeutete: Weiteren Rückschritt in allem. Verschärfung der Leiden von Israelis und Palästinensern, Verschärfung der Tonlage, in der sie gerechtfertigt werden.

Was sehen wir heute, zwei Jahre nach der Katastrophe des 7. Oktober? Während eine Terrororganisation weiterhin Geiseln in Tunneln festhält, Geiseln, um die ihre Angehörigen jeden Tag lautstark bangen, wird von einer verantwortungslosen israelischen Regierung schamlos und erklärtermaßen (und unter Billigung der US-Regierung) eine Vertreibungspolitik mit täglich neuen Opfern ins Werk gesetzt. Die letzten Geiseln und viele israelische Soldaten werden dieser Politik ebenso geopfert wie tausende palästinensische Zivilist:innen. Ich höre von zynischen Diskussionen im israelischen Fernsehen über die Frage, ob man in Selbstverteidigung auch Frauen und Kinder töten dürfe. Die „macchiavellistische“ Seite hält sich da an die Kalkulation, dass aus Kindern Terroristen und aus Frauen Mütter weiterer Terroristen werden. Wo Menschen – ob aus Angst und Verzweiflung oder aus Kalkül und Herrschsucht – so argumentieren, sind moralische Appelle in der Regel völlig wirkungslos.

Was sagen wir dazu, wir christlich aufgebrachten deutschen Zuschauenden? Manche von uns verwandeln ihr moralisches Unbehagen an der eigenen historischen Position umstandslos in empörungsbereite Parteinahme für die eine oder andere Seite des seit Jahrzehnten nur eskalierenden Konflikts. Der eine sagt, die Hamas muss endgültig vernichtet werden, die andere sagt, Israel begeht einen Genozid und muss dafür bestraft werden. Mir ist angesichts der bedrückenden Überkomplexität der Lage der Impuls zu moralisieren, eher erstarrt. Mitleid mit allen Opfern fühle ich dauernd, sogar intensiv – aber in der für Entrüstung zuständigen Hirnregion fühle ich nicht mehr viel. Ich bin nur sehr traurig. Als Veteranin des christlich-jüdischen Gesprächs finde ich mich schon länger in der Position einer traurigen Freundin. Und mein vordringlichster Impuls ist, mich mit den anderen Freunden hinzusetzen, um sine ira et studio gemeinsam zu überlegen, wie wir aus dieser Situation – von der ich glaube, dass sie tatsächlich tiefgreifende Bedeutung für die ganze Welt, in jedem Fall aber für das deutsch-israelische und das christlich-jüdische Verhältnis hat – wieder herauskommen. Ich beginne mit einem persönlichen Rückblick, denn ich glaube, die erste Voraussetzung für sinnvolle Gespräche ist, dass man sich ehrlich macht.

 

II. Die frühe Zeit meiner Suche nach Freundschaft mit Judentum und Israel

Bei mir hat sicher alles damit angefangen, dass mein Vater, aufgewachsen als Sohn eines Pfarrers der Bekennenden Kirche, eingeschult 1933 und als 17-Jähriger noch in den Zweiten Weltkrieg gerissen, sich ein Leben lang abplagte mit den Kriegs- und Menschheitsverbrechen seines Volkes. Das hat mich, als ich es im Vergleich zur verbreiteten Sprachlosigkeit anderer Menschen seiner Generation schätzen lernte, tief beeindruckt. Ich wollte nicht in seine pastörlichen Fußstapfen treten, aber besser denken lernen wollte ich schon, und über allem stand das „Nie wieder!“ zu den Verbrechen der NS-Zeit.

Als junge Studentin lernte ich, dass jüdische Menschen in Deutschland nicht nur Opfer antisemitischer Anschläge gewesen waren, sondern sehr aktiv bedeutende Beiträge zum Geistesleben geleistet haben. Ich lernte insbesondere jüdische Philosoph:innen zuerst in Vorlesungen über, dann in der Lektüre von Texten der kritischen Theorie und ihrer streitbaren Zeitgenoss:innen kennen. Ich verliebte mich, denn sie alle erschienen mir so viel freier als „meine Leute“ – zu denen ich nicht nur die „positiv christlichen“ (von denen ich mich ja scharf abgrenzte in jenen Jahren) rechnete, sondern auch diese ganzen linksgrünnaiv Engagierten, meine „peers“, die sich für säkular und frei und gut hielten. Dass ich nach ein paar Umwegen doch auch Theologie studierte, verdankte ich entsprechend keineswegs einem Impuls zur geistigen „Heimkehr“ (wie ich es bei manchen ehemals rebellierenden Pastorenkindern öfter hörte). Vielmehr motivierte mich der fremde, aber kritisch wertschätzende Blick jüdischer Denker auf diese Tradition, sie neu zu lesen und – möglicherweise dauerhaft fremdelnd – neu anzueignen. Die von mir sehr erstaunt zur Kenntnis genommene „Außensicht“ auf die christlich-europäische Geistesgeschichte (die negative Dialektik Adornos, aber auch die Arbeiten Joseph Klausners, die Pauluslektüren von Jakob Taubes, aber auch Hannah Arendts Gedanken über Paul Tillich) weckten in mir den Wunsch zu verstehen, was die Paulinisten, die „bekehrten Heiden“ der ersten Jahrhunderte, aus dem machten, was sie durch die Jesusfigur vom Judentum gelernt hatten.

Ich habe dann wirklich viel darüber gelernt – und dabei stets die Distanz zur eigenen wie zur „anderen“ Tradition zu halten versucht. Lange spöttelte ich über den „christlich-jüdischen Monolog“, denn ich war oft peinlich berührt, wenn ich beobachtete, wie Deutsche so sehr vor allem wieder gut sein wollten – und welche Mühe sie dann hatten zu begreifen, dass ihr Problem nicht das der Angeredeten war. Zwar lernte ich viele von ihnen später sehr schätzen. Aber erst einmal lernte ich lieber mit Begeisterung jüdische Philosoph:innen kennen und studierte emsig auch, was man uns in der FU-Judaistik an jüdischer Tradition beibrachte. Ich boxte mich gegen professorale Trickserei und mit Unterstützung von FU-Verwaltung und Villigst in ein stipendienfinanziertes Studienjahr in Israel und sperrte Augen und Ohren auf, als ich 1987/88 dieses erste Jahr an der Hebräischen Universität verbrachte. Da lernte ich unter anderem, dass Jüdinnen und Juden und Israelis durchaus ein Interesse an uns nachgeborenen deutschen Schafen hatten. Das hatte aber nicht viel mit dem „Oh wir wollen schön gemeinsam lernen“ und auch nicht viel mit dem von deutschen Christ:innen zuweilen judenfreundlich oder judenfeindlich konnotierten Religionswettbewerb („Nächstenliebe nur bei uns“ oder, „wow, schon bei euch!“) zu tun. Es war eher eine gewisse Verwunderung, „aha, so sind also diese Täterkinder, denen es unverschämt gut geht nach allem, was ihre Eltern unseren Eltern angetan haben“ – und oftmals auch ein pragmatisches „okay, wenn ihr so komisch interessiert an uns seid, wie können wir euch am geschicktesten einsetzen, damit es gut wird für uns.“

Ich fand das immer verständlich – und konnte mich entsprechend auch nicht aufregen, wo das Interesse israelischer Menschen an Deutschen offenkundig über gutmütiges Annehmen von ASF-Diensten hinaus mehr ins politische Kalkül ging. Hat halt jeder seine Interessen, dachte ich, und glaubte weiterhin froh, mich weder aktiv noch passiv mit Gesinnungsprüfungen abgeben zu müssen, denn davon sollte das kritische Denken uns doch alle endlich entlastet haben. Natürlich hatte ein in seiner Legitimität stets angefochtener relativ junger Staat ein starkes Interesse daran, sein Lob durch „Multiplikatoren“ zu verbreiten, und wenn Deutsche dazu taugten und bereit waren, war das doch okay. Aber natürlich: diese verständig daherkommenden Sätze verraten bereits eine Distanz, die mich für die ernsthafte Verwendung als gläubige Multiplikatorin immer untauglich bleiben ließ. Den Menschen mit den nachzubetenden Sätzen begegnete ich verständnisvoll freundlich, aber stets skeptisch. Ich dachte nur: Kommt man in freundschaftlicher Absicht, und wird die Freundschaft angenommen, so wird man schon unbefangen das Lob des neuen Freundes singen. Als freie Freundin wird man ebenfalls Klartext sprechen über das, was man bei den eigenen Leuten wie bei den anderen als Problem sieht. Das hielt ich damals für selbstverständlich. Ich glaubte nämlich sehr wohl ernsthaft an etwas – und das war das gemeinsame westliche Projekt von Freiheit und Demokratie, das seine besondere Kraft aus der grundsätzlichen Bereitschaft zur Kritik und zum Lernen durch Selbstkritik gewinnt.

Manche der israelischen Probleme waren schon damals und auch im Zustand der Verliebtheit nicht zu übersehen. Ich verstand natürlich, dass wir als deutsche Kriegsgewinnler zurückhaltend sein sollten. Es war ja alles ungerecht genug. Während wir, das Verbrechervolk, unterstützt vom Marshall-Plan, mitten in Europa Demokratie lernen durften, waren viele Juden der mörderischen Verfolgung durch unsere Vorfahren in ein Land entkommen, in dem sie wiederum höchst unerwünscht waren. Ich würde mich also einer stumpfen rechthaberischen und noch die Existenz einer Armee kritisierenden Versöhnungsrhetorik nicht anschließen. Aber deswegen muss man noch nicht alles mitsprechen.

Viele Sätze, die damals wie heute aus der Hasbarah-Abteilung der Botschaften direkt über ihre Multiplikatoren verbreitet werden, scheinen das „sprich mir nach!“ eines autoritären Verhaltens in sich zu tragen, während sie ihrer inhaltlichen Botschaft nach das Gegenteil verkünden sollen: etwa dass Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten sei. Dieser Satz stimmt – für jüdische und in geringerem Maße auch für arabische Israelis. Er ist zugleich bereits seit Jahrzehnten weit entfernt von der Wahrheit für alle, die unter den Regeln der Besatzung leben. Wenn heute der Satz nachgeschoben wird, dass die Palästinenser es selbst in der Hand gehabt hätten, eine demokratische Gesellschaft aufzubauen, in Gaza nach 2005 gar eine Art Singapur, so muss wiederum einiges überschrien werden. Der unter allen israelischen Regierungen betriebene Siedlungsbau und weitere Missgriffe im – dem demokratischen Diskurs längst entzogenen – Umgang mit den Einwohnern in den seit 1967 besetzten Gebieten kann auch durch besonders festes Aufsagen angelernter Argumente nicht übertönt werden. Wie gern hätte ich in diesen Fragen die Menschen, die ich mir aus 1000 guten Gründen dankbar zu neuen Freunden erwählen wollte, in einer anderen Verfassung gesehen. Aber ich sagte mir – nachhaltig beschämt, wie ich mich als Deutsche fühlte: „Wir“, also wir gebildeten und relativ bequem lebenden neuen Deutschen, wir „Erinnerungsweltmeister“, haben es eben sogar mit der Selbstkritik und einem teils gesellschaftlich doch recht breit entwickelten Affekt  gegen die libido dominandi des eigenen Volkes besser getroffen als die Nachkommen der Opfer unserer Vorfahren. Diese hatten sich in Israel in ihrem „Nie wieder“ – für sie „nie wieder Opfer sein“ – mühsam und teils bemerkenswert erfolgreich angeeignet, was „wir“ stolz auszuschlagen meinten: jene gefährliche Lust, Macht und Kontrolle über andere auszuüben. Endlich Teil einer schlagkräftigen mächtigen Mehrheit in ihrem Land, konnten jüdische Menschen nun ebenso zwanglos wie andere Mehrheitsmenschen auf jenes „Denken mit den Köpfen aller Beteiligten“ verzichten, das sie in der Minderheitssituation wie alle Minderheiten zum Überleben gebraucht und trainiert hatten.

Typisch dafür erschien mir die Antwort eines Kommilitonen auf meine Kritik an irgendeiner groben Äußerung des damaligen Premierministers Yitzhak Shamir. Er habe nichts gegen Schamir, sagte er, ihm habe Schamir nichts getan. Damit hatte er mich endlich bei einer Naivität erwischt: Ich war tatsächlich davon ausgegangen, dass man auch als Israeli meiner Generation irgendwie „links“ zu sein hatte – also einig darin, dass es ein friedliches Leben für Palästinenser:innen und Israelis geben sollte, das beiden Völkern Lebens- und Entfaltungsräume bot und so Sachen, ferner Umweltschutz, Weltfrieden, Gerechtigkeit, Schutz von Minderheiten, religiöse Vielfalt. Man hatte halt die Lage in Rechnung zu stellen und umsichtig zu agieren und zu reagieren. Das erforderte sicherheitstechnische Zugeständnisse, eine starke Armee und einen guten Geheimdienst, aber die großen Ziele mussten doch, so glaubte ich, jedem klar sein und auch so kommuniziert werden. Wir, die gebildete Jugend der westlichen Welt, zu der Israelis wie Amerikanerinnen, Japanerinnen wie Araber guten Willens ebenso gehörten wie Europäer:innen, wir würden die demokratischen Institutionen verantwortlich bespielen und weiter entwickeln und in den vorgesehenen oder neu zu entwickelnden Prozessen permanenter Selbstkorrektur in die richtige Richtung bewegen. Dass ganz normale Studierende mit historischen und politischen Kenntnissen nicht sahen, was die Besatzungspolitik anrichtete, ließ mich betreten zurück.

 

III. Gründe für eine Neujustierung

Für eine Weile war ich vor allem perplex – in etwa so, wie ich perplex war, wenn mir in Berlin ein junger Kommilitone sagte, die Frau sei doch eigentlich das Haus. Ich konnte einfach nicht begreifen, dass ein junger Mensch mit allen Bildungschancen so daherredete – offenkundig unangefochten von intellektueller Zweifelspflicht und unbehelligt vom ethischen und theoretischen Universalismus, ohne den weder demokratisches Denken noch der Wille zur aktiven und anerkannten Rolle irgendeiner menschlichen Gruppierung in etwas wie der Weltgemeinschaft gedacht werden kann.

Später fasste ich die Äußerung des israelischen Studenten, der wie die anderen auch während des Studiums regelmäßig zu Reserveübungen der Armee eingezogen wurde, als Symptom für die Tragödie dessen auf, was Hannah Arendt den „Paria-Status“ der Juden genannt und in ihren komplexen Schriften zum Nahostkonflikt nie vergessen hat. Schamir hatte den eleminatorischen Antisemitismus in Europa am eigenen familiären Leib erfahren und wie viele in Israel gelandete Juden daraus den Schluss gezogen, dass man rücksichtslos kämpfen müsse, um zu überleben. „Lieber unbeliebt und lebendig als beliebt aber tot“ – dieses Motto der Überlebenden habe ich erst kürzlich wieder von Michael Wolfssohn gehört. Man muss das manchen Deutschen ja tatsächlich sagen, dass hinter allem, was Israel tut und ist, die jahrhundertealte Erfahrung des verhassten Volkes, das permanent an Leib und Leben bedroht ist, steht. Das erklärt einen fundamentalen Unterschied in der Haltung zu den Bündnissen anderer Völker und Staaten. Diese waren historisch immer wieder Bündnisse gegen Juden – Juden hatten von ihnen nichts außer Verfolgung zu erwarten. Diese uralte Erfahrung verschwand nicht einfach, als die Teilungsresolution der Vereinten Nationen die Gründung eines jüdischen und eines palästinensischen Staates verfügte. In den Eliten des jungen Staates Israel wurden aus Überlebenden erfahrene Militärs – unter ihnen waren freilich viele, die wie Schamir noch selbst in terroristischen Aktionen um ihr Land gekämpft hatten. Was macht das mit den Menschen, was mit ihrem Verhältnis zu Institutionen?

Grob gesprochen wird man feststellen: Wer immer „drinnen“ war, wer immer tendenziell genährt und geschützt wurde durch die Institutionen, wird diese, solange er noch nach draußen schauen kann, dankbar schätzen und ihre Regeln ehren. (Es gibt freilich – schon in meiner Generation von Menschen, deren Eltern noch vom Krieg erzählen konnten – auch „bei uns“ viele Gebildete, die vollkommen vergessen zu haben scheinen, dass ihre persönliche Sicherheit nur so selbstverständlich ist wie die Stabilität der Institutionen, die sie schützen. Sie halten die Institutionen demokratischer Staaten für bösartig und allmächtig und bekämpfen sie von links, denn sie verwechseln sie mit den autoritären Regimes, vor denen die demokratischen Institutionen doch gerade schützen sollen. Diese Torheit kritisiere ich, wo ich sie antreffe, was mich wohl ein bisschen konservativer erscheinen lässt als viele meiner „peers“). Wer jedoch stets der Andere zu den Institutionen war, wer immer draußen bleiben musste und regelmäßig zur kollektiven Bejagung freigegeben wurde, wenn den Bürgern das institutionelle Korsett zu eng wurde, der wird, von keiner Institution geschützt, auch wenig Achtung, gar Liebe für diese entwickeln.

Es gehört mithin zur DNA der israelischen Staatsgründung, dass man zwar die Teilungsresolution der UN wohlwollend und sogar dankbar annahm und sich, nach erfolgreicher Verteidigung im 1948er Krieg, flugs an den Aufbau eines mehr oder weniger normalen Staates nach damaligem westlichem Muster machte. (Dass Teile der zionistischen Bewegung stark sozialistisch orientiert waren, ändert nichts an der überwiegend westlichen Orientierung.) Man blieb aber zugleich überzeugt, sich im Letzten stets nur auf sich selber verlassen zu können. So tief saß die jahrhundertealte und für viele physisch noch ganz frische Erfahrung des ungeschützten Draußenseins, dass man den Universalismus, auf den hin sich eine „Weltgemeinschaft“ zu etablieren versuchte, selbst instinktiv für einen philosophischen Gaunertrick hielt, mit dessen Hilfe man nur wieder geschwächt werden würde, wenn man nicht aufpasste. Eine immer deutlicher werdende antiisraelische Voreinstellung in den Gremien der UNO schien dies nur zu bestätigen.

Einige Zeit lief es trotzdem ganz gut. Israel punktete in der Welt durch viele beeindruckende Gemeinschaftsleistungen auf verschiedenen Gebieten, durch die soziale Übung der Kibbutzim, durch einen Geheimdienst, der auch anderen Mächten nützliche Dienste leistete, und durch technische Pionierleistungen in vielen Fragen. Nicht ohne eine Beimischung des alten antijüdischen Vorurteils von der besonderen „Schlauheit“ der Juden, bewunderte die Welt, was der kleine Staat leistete.

Tatsächlich gibt es hier wohl einen aus der langen jüdischen Geschichte des Lernens herrührenden kulturellen Faktor, den ich wieder persönlich beschreiben möchte: Ich hatte die Ehre und das Glück, unmittelbar nach meiner Promotion, von meinem damaligen Arbeitgeber der FU zu überwiegend dienstlichen Zwecken beurlaubt, mit meiner zu der Zeit  gerade noch „vollzähligen“ Familie ein knappes Jahr in Jerusalem leben zu können. Meine ältere Tochter absolvierte dort in hebräischer Sprache  ihre erste Klasse, und ich konnte beobachten, welche lang eingeübten pädagogischen Konzepte vermutlich zu der bemerkenswerten geistigen Leistungsfähigkeit der israelischen Gesellschaft beitragen. Im Schulalltag und in der „Kinderöffentlichkeit“ von Kiriyat Yovel hatte ich den – freilich subjektiven – Eindruck:  Die natürliche Lernlust aller Kinder nicht zu unterdrücken, ist dort ein vielen vermutlich in seiner Einzigartigkeit kaum bewusster gesellschaftlicher Konsens. So gewohnheitsmäßig, wie in Deutschland jedes Vorpreschen eines begabten Geistes von furchtbaren Ambivalenzen begleitet wird – „sie ist ja toll, aber am ‚Menschlichen‘ wird es doch hapern“ – so gewohnheitsmäßig springt in der israelischen Gesellschaft die völlig unambivalente Hoffnung an, dass dieser kluge Kopf Wesentliches für die Gesellschaft leisten werde, wenn man ihm nur die Freiheit und Sicherheit dazu gibt. Auch dort gibt es Ressentiment gegen den „Schvitzer“, den Angeber – aber jene alles durchdringende Geistfeindlichkeit und Rancune gegen das Lernen, wie sie sich im deutschen Dauerkampf gegen alle „Streber“ zeigt, habe ich in meinen beiden israelischen Jahren nirgends gesehen.

Eine Vertreibung aus ihrem pädagogischen Paradies erleben israelische Jugendliche erst mit dem Eintritt in die Armee. Dass das Paradies in der Regel für Knaben ein bisschen bunter, die Wehrpflicht für die jungen Männer dann ein bisschen härter ist als für weiblichen Nachwuchs, ist der Teilhabe der israelischen Gesellschaft am Patriarchismus aller kriegführenden Gesellschaften geschuldet und wird  hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Gerade auch über die Rolle der Frauen in der Armee gibt es sehr kritische kulturelle Produktionen, die Anspruch und Wirklichkeit des israelischen Selbstverständnisses als moderne demokratische Gesellschaft scharf gegeneinandersetzen, und die israelischen Frauen aller sozialen Kohorten (durchaus auch orthodoxer Kreise) haben starke kämpferische Vorreiterinnen der weiblichen Emanzipation.

Es gab also in den 90er Jahren, auch noch nach der Ermordung von Yitzhak Rabin durch einen nationalreligiösen Fanatiker, viele Gründe, an der freundschaftlichen Beziehung zu dieser einzigartigen Gesellschaft fest zu halten. Zugleich zeichnete sich – auch in Folge der unvermindert unter allen Regierungen fortgesetzten Siedlungsaktivitäten in den besetzten Gebieten – ab, dass die Gesellschaft insgesamt immer stärker nach rechts rückte. Aber noch musste man nicht weit gehen, um auch nach diversen schlimmen Terroranschlägen von Israelis zu hören, dass die größte Gefahr für den Staat nicht von den Palästinensern, sondern von den Siedlern ausgehe.

 

IV. Verbundenheit trotz allem

Die Tendenz nach rechts setzte sich dann immer stärker durch. Ich werde hier nicht die Details der gescheiterten Verhandlungen vor und nach Oslo aufzählen, darüber ist genug geschrieben worden. Wer welche Taktik mit welcher Verweigerung verfolgte, wird die Forschung herausfinden. Ich werde hier weiterhin die persönlichen Beobachtungen einer Freundin mitteilen. In den Augen der Welt – und zunehmend auch in den Augen seiner gebildeten Bürger – hat Israel sich seit 1967 immer weiter von einem Zufluchtsland der Verfolgten in ein Land verwandelt, das seine kolonialen Eroberungsprojekte besonders rücksichtslos vorantreibt. Im selben Maße, in dem dabei die moralische Legitimität der Verfolgten vorgetragen wird, obwohl Landraub, Machtmissbrauch und Schikane unübersehbar zunehmen, korrumpiert sich die israelische Moral selbst. Gerade an der Stelle, an der die relativ frei aufwachsenden Kinder eines durchpädagogisierten Landes zum Kriegsdienst eingezogen werden, dürfte sich das am deutlichsten zeigen. Lange konnten durchschnittliche junge Menschen diesen von allen (außer den Ultraorthodoxen) geteilten Bruch im Leben gemeinschaftlich bewältigen. Relativ Linke wie relativ Rechte teilten das Bewusstsein, dass sie ihr Land gegen heftige Bedrohungen von allen Seiten verteidigen mussten. In den Einheiten der Bürgerarmee trafen sich Angehörige aller gesellschaftlichen Gruppen und blieben einander oft über viele Jahre verbunden. Wehrdienstverweigerung oder mehr oder weniger geschickt eingefädelte Studien im Ausland waren ein Minderheitenphänomen. Das ist seit längerem vorbei. Wer einmal erlebt hat, dass er als Soldat in der Westbank nicht etwa Siedler vor Palästinensern, sondern Palästinenser vor Siedlern zu schützen hatte (Meron Mendel), wird die Gründe kennen und sich später nicht wundern, dass die Armee so etwas immer weniger tut. Denn die Politik schützt Siedlergewalt unverhohlen. In der Folge wandern immer mehr gebildete Israelis in westliche Länder aus und versuchen alles, um ihre eigenen Kinder vom Wehrdienst fernzuhalten. Dieser Trend wird sich voraussichtlich verschärfen, bis es eine Konfliktregulierung gibt, die von den Gewissenhaften im Lande ebenso wie von den friedliebenden Kräften in der Nachbarschaft mitgetragen werden kann.

Das wirkt sich auf die Freundschaftsgesellschaften aus. Ich kenne viele deutsche „Freunde Israels“, die in der Öffentlichkeit seit Jahren die rechte Rhetorik nachsprechen, großräumig von Umsiedlungen der Palästinenser nach Jordanien oder Syrien fantasieren und ohne jeden Anschein von Scham ihre wegen der deutschen Verbrechen unterdrückten nationalistischen Größenfantasien in einer lächerlichen Überidentifikation mit dem vermeintlich zu allem berechtigten israelischen Staat ausagieren. Das ist den meisten mir bekannten Israelis einleuchtenderweise sehr unangenehm. Man muss blind sein, um nicht wahrzunehmen, wie Israel dabei (ebenso wie in direkten antisemitischen Moralisierungen, die in der Analyse anspruchslos sind) als fehlgeleitetes „Therapeuticum“ für einen deutschen Komplex missbraucht wird. Ich halte die rechte israelische Politik nicht für blind, aber für in ihrem Sinne pragmatisch: Ihre Vertreter versuchen ungerührt, von der der Überidentifikation zugrundeliegenden „Erkrankung“ ihrer deutschen „Freunde“ Gebrauch zu machen, indem sie die entsprechende „Unterstützung“ von deutscher Seite als Argument für sich verwenden und energisch einfordern.

Ich sehe das wiederum mit Trauer, denn ich halte es für ebenso töricht wie den Versuch extrem linker Israelis, mit dem Slogan „Free Palestine from German Guilt“ die entsprechenden Triggerpunkte bei potentiellen deutschen Unterstützer:innen zu treffen. Beide Extrempositionen sind mir als eine Art Zusammenbruch vor der überkomplexen Lage verständlich. Beide erscheinen mir unverantwortlich. In den Jahren vor dem Massaker des 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Gaza-Krieg hielt ich es jedoch trotz aller Kritik, die ich am zunehmenden Zynismus der rechten Regierungen nie verheimlicht habe, für wichtiger, einem in der akademischen Welt absurd überhandnehmenden Empörungs-Antizionismus mit seinen unbewusst autoritären Tendenzen und deutlich antijüdischen emotionalen Überschüssen zu begegnen. Als ich im Jahr 2008 aus einem Cluster von Gründen meine Hoffnung auf und Arbeit an einer akademischen Laufbahn aufgegeben und mich beruflich umorientiert hatte, bin ich der DIG beigetreten. Ich wollte so den Kontakt zur israelischen Kultur behalten und meinen Teil dazu beitragen, dass die deutsche und die israelische Gesellschaft voneinander lernen. Ich hielt die Freundesgesellschaft ernsthaft für den geeigneten Rahmen, neben dem fortgesetzten intellektuellen Austausch in der Franz Rosenzweig Gesellschaft auch politisch an diesen linksliberalen Ideen, Umweltschutz, Weltfrieden, Gerechtigkeit, Schutz von Minderheiten, religiöse Vielfalt und so Sachen, zu arbeiten.

 

V. Zurück zum Paria-Status?

Ich habe lernen müssen, dass Politik so nicht funktioniert. Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass die immer deutlicher rechtsgerichteten Regierungen Israels von ihren hiesigen Freunden umso energischer die schuldgefühlbasierte bedingungslose Unterstützung einforderten, je politisch und moralisch zweifelhafter ihre Politik wurde. Nach dem Desaster des 7. Oktober scheinen definitiv (und beginnend bereits am 8. Oktober 2023 am Brandenburger Tor mit der Einlassung des Botschafters Prosor) alle Hemmungen gefallen zu sein. Die rhetorische Makulatur wird nicht nur immer dünner, sie wird in vielen Äußerungen ganz einfach weggelassen. Gerade als Freundin des Projekts Israel erscheint mir das fatal. Denn damit ist von Seiten der israelischen Regierung jede diskursive Verbindung zu einer Welt, in der theoretisch gleichberechtigte Völker ihre jeweiligen Interessen verfolgen, ohne das Wohl aller aus den Augen zu verlieren, gekappt. Dieses ist nicht, wie eine durchschauerische Kritik vielleicht sagen wollte, „endlich ehrlich“. Es ist vielmehr die Besiegelung der Katastrophe. Wo Verbundenheit wenigstens noch geheuchelt wird, da wird sie als Ziel respektiert. Nun scheint klar zu sein: Der Neuanfang der Beziehungen zwischen den über Jahrhunderte ausgestoßenen Juden und einer „Weltgemeinschaft“, die sich stets auf Kosten von Ausgestoßenen selbst für „geschlossen“ erklärte, ist gescheitert. Er wird nicht mehr gewollt – der jüdische Staat, gegründet, damit das jüdische Volk als ein Volk unter Völkern einen Staat unter Staaten habe, wird von seiner eigenen Regierung in den Paria-Status geführt. Das macht insbesondere den Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg für vergleichsweise kurze Zeit Parias waren und dann wesentlich durch die Beziehungen zu Israel wieder in die Weltgemeinschaft integriert wurden, besondere Angst, weshalb ich mich an Stelle der israelischen Politik nicht allzu sehr auf Deutschland verlassen würde. „Ein Volk, das einsam lagert“ – ich glaube nicht, dass wir das so gut können.

Und Amerika? Bleibt unberechenbar. Zwar scheinen sowohl die Regierung Trump als auch die Regierung Netanjahu sich in Fantasien zu gefallen, nach denen sie mit den Islamisten in Gaza 2025 so verfahren können wie die Aliierten 1945 mit den Nazis – also die Hauptverbrecher treffen und nebenbei das Land zerbomben und große Zahlen von Menschen töten, danach aber ein blühendes Land aufbauen. Zwar sind beide offenkundig darauf aus, die demokratischen Institutionen auszuhebeln und ihr Land in eine totalitäre Richtung zu führen. Aber der Unterschied zwischen beiden Staaten wiegt weit schwerer: Die USA taumeln ohne einen heißen Krieg, werden jedoch durch ihre schiere Größe auch bei einem (hoffentlich noch zu verhütenden) Ende ihrer Demokratie absehbar Weltmacht bleiben; Israel dagegen bringt sich durch einen scheinbar militärisch erfolgreichen, aber moralisch nicht zu rechtfertigenden Krieg auf Dauer zurück in die Paria-Position zur Gemeinschaft demokratischer Staaten und in radikale Abhängigkeit von einem nicht mehr demokratischen Amerika – nur dieses Mal wirklich durch eigenes Verschulden. Beide wiederum gleichen sich durch ihre autoritätslüsterne und antidemokratische Führung dem Feindbild an, das sich die real existierenden inneren und äußeren Feinde der westlichen Demokratien und der Juden von ihnen seit langem gemacht haben. Die gegenwärtigen Regierungen beider Länder sind nicht dumm genug, das nicht zu spüren. Und so werden sie, damit dies aufhört, ein Stachel im eigenen Selbstverständnis zu sein, die verbleibenden Verteidiger der Demokratie im Inneren ebenso wie die verbleibenden demokratischen Gesellschaften, mit denen sie einstweilen noch lose befreundet und großenteils offiziell verbündet sind, auf absehbare Zeit besonders getrieben bekämpfen müssen. Damit ist das Problem ein ernstes Weltproblem, denn wenn diese beiden Demokratien fallen (also den Anspruch, Demokratien zu sein, aufgeben), wird die demokratische Welt sehr klein.

 

VI. Das Problem der politischen Moral und die Stärke der Schwachen

Wo der Bruch mit den bisher für gültig gehaltenen Regeln demokratischer Bündnisse so radikal ist, da scheinen alle moralisierenden Appelle biblischer („den Fremdling sollt ihr nicht bedrücken, denn ihr wart selbst Fremdlinge in Ägypten“) oder säkular-psychologistischer Art („traumatisiert seid ihr und wiederholt euer Trauma an den Palästinensern“) vergeblich zu sein. Nicht, weil sie inhaltlich in Bausch und Bogen falsch wären – das sind sie nicht: nur weil man ein kollektives Unbewusstes nicht präzise aufzeigen kann, heißt das nicht, dass es als Denkfigur nicht doch zu etwas taugen kann; nur weil man biblische Ermahnungen nicht für bindend hält, heißt das nicht, dass nicht auch in ihnen eine tiefe Weisheit liegen kann. Ich glaube lediglich, dass (psycho-)moralische Appelle im deutsch-israelischen Gespräch historisch immer vergiftet sind. Und da kommt ins Spiel, was ich in den theologischen und philosophischen Auseinandersetzungen zwischen Judentum und Christentum gelernt zu haben glaube.

Vergegenwärtigen wir uns zunächst einige der Strukturparadoxe der Situation: Um nicht mehr als der „Andere“ ausgesetzt zu sein, assimilierte sich (wie Hannah Arendt das ausdrückte) das zionistische Judentum durch die Staatsgründung an die Prinzipien, nach denen alle Welt funktioniert. Die gegenwärtige Regierung aber, getragen durch eine alte Verfasstheit der „Volksseele“ oder des kollektiven Unbewussten, führt den Staat, als wäre er keiner, als wäre sie immer noch in der Position des Irgun, des Lechi gar (und es war vor ihr Yitzhak Schamir, der diese Kontinuität personifizierte). Unter Berufung auf die (in der Charta der Hamas ja tatsächlich verbriefte und von dieser Organisation keines tätigen Beweises mehr bedürftige) Feindseligkeit der Palästinenser spricht  die  israelische Rechte laut aus, dass sie ihren „Anderen“ auf keinen Fall einen eigenen Staat erlauben wird. Dabei weiß sie diese anderen fast sicher „unter sich“ und hat sie in den von illegaler Besiedlung betroffenen Gebieten ohne jede bessere Perspektive zur Bejagung freigegeben. Und die „Weltgemeinschaft“ spielt seit langem mit, auch da, wo sie Kritik übt: Sie nimmt sich der Palästinenser an, indem sie diese zur passiven Fürsorgemasse und zum nunmehr paradigmatischen Opfer werden lässt. Sie versucht ferner, Israel als dem paradigmatischen Täter durch „internationale Isolation“ die Kappung der Verbindung anzudrohen – die die israelische Regierung längst zur eigenen Sache gemacht hat. Und sie übersieht geflissentlich, dass die sogenannte Bevölkerung der palästinensischen Gebiete insbesondere für das Verbrecherregime in Gaza nur aus potentiellen Kämpfern, weiblichen Produktions- und Reproduktionsmitteln von Kämpfern und aus ein paar Klagewesen als menschlichen Schutzschildern besteht. Weder für die israelische noch für die palästinensischen Regierungen noch für die UN noch für die meisten westlichen Unterstützer treten die Palästinenser:innen eigenverantwortlich in Erscheinung. Als Opfer schlechthin dienen sie jeweils sehr unterschiedlichen psychischen Ökonomien ihrer Feinde wie ihrer Freunde. In den entsprechend strukturierten Polarisierungen steht damit jeder moralische Appell für mindestens eine Seite außerhalb jedes relevanten Referenzrahmens.

Und doch dreht sich im ursprünglichen christlich-jüdischen Konflikt, der erst die jahrhundertelange Pariaposition des jüdischen Volkes erzeugt hat, alles um Moral und ihre Institutionen. In der israelitischen Frühzeit brachte spätestens die Schleifung Jerusalems mit dem babylonischen Exil den Aufschwung einer höchst eigenartigen Verliererreligion. Die Propheten, die vor dem Fall des Reiches seine Könige gewarnt hatten, bekamen nicht nur historisch recht durch die eingetretene Niederlage. Sie vermochten es auch, das geschlagene, aber in wunderschönen Dichtungen Trost findende Volk, zu einer eigentümlichen Resilienz zu ermächtigen. Ihr Trick würde heute „(Self-) Blaming of the Victim“ heißen. Und wenn man mal den ganzen kyriarchalisch-patriarchalischen Kram, den Freud da mit Recht analysiert hat, als durchanalysiert und nur noch partiell interessant beiseite legt, kann man gut verstehen, warum: Mit der „Schuld“ für ihre Niederlage, die sie annahmen, holten sich die Machtlosen wieder ein Stück Verantwortung und damit potentielle Handlungsmacht zurück. Sie haben damit etwas „kapiert“, was zu begreifen noch heute jedem von radikaler Entmächtigung plötzlich Betroffenen schwerfällt: wer unterliegt, darf sich nicht allzu lange in der Klage über sein Opfersein „ausruhen“, gerade dann nicht, wenn er wirklich Opfer geworden ist. Er muss vielmehr, wenn er überleben und ein Gefühl von Würde wahren will, alle seine Fähigkeiten, besonders aber die moralischen, weitaus stärker entwickeln als der machtmäßig sicher Überlegene. Das gilt in allen Auseinandersetzungen unter Einzelnen, wie es Hegel in seiner Dialektik von Herr und Knecht beschrieben hat, aber es gilt eben auch unter Völkern.  Man kann oft sehen, wie Einzelne, soziale Kohorten oder ganze Völker mit etwas wie einer Ahnung dieser Dynamik darum ringen, wieder Handlungsmacht zu bekommen: die unterdrückte Frau, die sich mit eiserner Disziplin einen  idealen Körper und eine untadelige Haltung zulegt, um ihrem Herren durch Überbietung seiner Anforderungen doch etwas wie Anerkennung abzunötigen; die durch Polygamie und männliche Dominanz entmachteten afrikanischen Matriarchinnen, die ihren Töchtern die physische Weiblichkeit in Schmerz verwandeln, um sie für ein Leben unter männlicher Vorherrschaft zu stählen; die Klanherren, die mit Gewalt ihre Familien in Schach halten, um Kolonisatoren als zum Guerillakampf tauglich geeinter Klan entgegenzutreten – kurzum: jede Elite am Abgrund reagiert mit Härte nach innen, um nach außen wieder stark genug zu werden für ein Leben in effizienter Auseinandersetzung mit einer Übermacht. Das ist noch nicht per se eine moralische Leistung in mehr als einem sportlichen Sinn des Wortes. Aber gerade in der biblischen Tradition entstand auf diese Weise eine starke universalismustaugliche Moral.

Das jüdische Volk schuf sich einen eigenen strengen Gott, der strenger war als die der Umgebung. Das Besondere an diesem volle innerliche Hingabe und täglichen Dienst verlangenden Gott war jedoch, dass er einen gewissen Sinn für die Bedürfnisse seiner Geschöpfe hatte und immer irgendwelche Auswege fand: keine Forderung strenger als die, den einzigen wundersam empfangenen und spät geborenen Sohn Isaak zu opfern – keine Laune besser und wundersamer als die, das Opfer dann doch nicht zu wollen. (Und erst die nachfolgenden Herrenreligionen, Christentum und Islam, machten daraus ein vollzogenes Opfer).

Liest man die Texte der hebräischen Bibel unter der Frage danach, was sie Besiegten zu sagen hat, wird man finden, dass sie eine überaus eigenwillige Mischung aus Schicksalsergebenheit, Selbsttadel und Vergebung, Schlauheit und Gradheit lehren. In Summe sind sie immer schon da, wo eine Dialogphilosophie und eine Psychoanalyse der gegenseitigen Anerkennung im 20. Jahrhundert ankam, wenn sie gut war. Diese lehren: Eine Beziehung lebt, solange beide sich gegenseitig anerkennen. Bricht die Spannung der gegenseitigen Anerkennung zusammen, gibt es Existenzkämpfe mit Siegern und Besiegten. Besiegte überleben (zumindest als Gruppe, leider als Einzelne oft nicht), wenn es ihnen gelingt, moralisch und auch sonst tüchtiger, geschmeidiger und kreativer zu sein als die Sieger. Das haben viele Völker auf die eine oder andere Weise versucht. Mir scheint, eine Besonderheit der jüdischen Tradition liegt genau darin, dass in ihr den schwachen Familienmitgliedern, den Kindern und Alten und im Grunde wirklich jedem einzelnen Mitglied mit seinem Widerspruch und seinen Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, mehr Aufmerksamkeit und Sorge zuteil wird als dies in anderen besiegten Kulturen der Fall war. Gerade so war die jüdische Religion vielleicht nicht geeignet, Massen für sich einzunehmen und etwas wie eine Weltkirche aufzuziehen – aber sie half ihren Mitgliedern, noch unter den katastrophalsten Bedingungen eine im Innern sowohl tiefzerstrittene als auch hochsolidarische Überlebensgemeinschaft zu bilden.

 

VII. Die Versuchungen der Macht

Freilich gibt es für die Sieger genauso lange wie ihre Machtüberlegenheit dauert, keine größere Versuchung als die, sich für moralisch überlegen zu halten. Das Christentum hat sein Nachgeben gegenüber dieser Versuchung perfektioniert – wie man bis heute in der Praxis des Dialogs zuweilen noch erleben kann. Der Islam, der in seinen radikaleren Formen noch mit extremer Gewalttätigkeit an der inneren Gruppendisziplin herumstümpert, zieht in seinen kultivierteren Formen nach – wobei ihm das palästinensische Pfandvolk vielleicht zugute kommt. Denn wenigstens die Palästinenser rechtfertigen das Gefühl, der Islam sei das Opfer des Westens, mit allen Folgen, die der Opferstatus für die moralische Selbstentwicklung günstigenfalls (also echte Selbstdisziplin, um wieder heraus zu kommen) oder ungünstigenfalls (also Selbstmitleid und desavouierende Aggression nach innen und außen gegen den Nächstbestunterlegenen) hat. In der Geschichte der christlich-jüdischen Überbietungskämpfe hat der Jude Paulus den Grund dafür gelegt, dass die Heidenchristen sein Theorem, nach dem aus Schwäche Stärke werde, zu einer seit Konstantin von keiner realen Unterlegenheit gedeckten Monstranz gemacht haben, während die Juden diesen Grundsatz zwar nicht zu glauben vorgaben, jedoch genau danach lebten.

Das hat sich nach der Staatsgründung verändert. Zunächst nahmen die arabischen Bewohner die UNO -Resolution zur Aufteilung des ehemaligen Mandatsgebiet in zwei Staaten bekanntlich nicht an. Dass ihr Protest gegen die Zumutung, Gebiete an die jüdischen Bewohner abzugeben, als wären sie selbst für den Holocaust verantwortlich, vielleicht verständlich sein könnte, war lange ein großes Tabu für die israelische Geschichtsschreibung. Dass und wie die Palästinenser ihre Niederlage im 1948er Krieg als Naqba, als Katastrophe, erlebten, sollte nicht bedacht werden dürfen. Hier hat sich freilich die innere Kritik als ein genuin jüdisches und westliches Prinzip langfristig bewährt. Ob in den Arbeiten von Omer Bartov oder seinen Vorgängern, ob in der Präsenz jüdischer Friedensaktivist:innen bei palästinensischen Gedenkfeiern zur Erinnerung an die palästinensische Nakba: Gewissenhafte Israelis im Land und in aller Welt, religiös und säkular, üben sich bewundernswert redlich darin, den Schmerz der von ihren Eltern oder ihnen selbst Besiegten anzuerkennen und zu verstehen.

Dieses ist ein beeindruckender Anfang. Ob ihm auf der palästinensischen Seite etwas entspricht, und wenn ja, was: das ist eine Frage, die man nicht der radikalen Rechten überlassen darf. Denn die Gefahr des Antisemitismus ist ja keineswegs gebannt, so wenig wie die Ideologie eines bildungs- und demokratiefeindlichen Islamismus, der den israelischen Staat genauso „weghaben“ will wie die israelische Rechte die Palästinenser „weghaben“ will – nur dass zur Zeit die militärische Überlegenheit auf der Seite der Israelis ist, wenngleich um einen wirklich entsetzlichen Preis.

 

IIX. Unpassende Vergleiche, innere Kritik und eine bestürzende Frage

Man muss keine seherischen Qualitäten haben, um vorherzusagen, dass die ungeheure Gewalt, mit der Israels Armee zur Zeit in Gaza vorgeht, auf lange Sicht jede Hoffnung auf Frieden zunichte macht. Die Fantasie von 1945, in der sich die apokalyptischen Reiter heute gefallen, hält keiner Realitätsprüfung stand. Weder ist der Staat Israel so angegriffen worden wie die europäischen Juden durch den Holocaust – das Massaker vom 7.10.2023 war unentschuldbar grausam, aber es war nicht der Angriff eines organisierten Staates auf seine eigenen produktiven Bürger:innen, sondern die Terroraktion einer schrecklich effizient organisierten Terrortruppe, die in einer von Rechtlosigkeit und Entbehrungen zermürbten Gesellschaft ohne jede demokratische Bindung viel Rückhalt hat und auf eine unerwartet schlecht organisierte Verteidigung traf; noch wurden die Nazis 1945 „ein für allemal“ ausgemerzt, wie Netanjahu es heute für die Hamas fantasiert – sie wurden militärisch besiegt, aber es gab sie danach noch überall. Sie hatten nur mit ihrer radikalen Ideologie gegen die außerordentlich wirksame Mischung aus Umerziehungsdruck und Aufbauhilfe bei einer Bevölkerung, die es nur noch gut haben wollte, für etliche Jahrzehnte keine Chance. Es gehört schon eine gute Portion Wunschdenken oder traumatisch induzierte Zwanghaftigkeit dazu, diese Situationen zu parallelisieren und dadurch auf Rechtfertigung zu hoffen, während kein Verantwortlicher die Frage „was bietet ihr eigentlich den friedlichen Palästinensern?“ sinnvoll beantworten kann.

Diese Verzerrungen lassen sich immer mehr israelische Menschen denn auch nicht mehr bieten. Sie spüren, dass die Besetzungs- und Vertreibungspolitik ihrer derzeitigen „schlechtesten Regierung, die wir je hatten“ (Fania Oz-Salzberger) den Staat in eine Situation bringt, die das Label „einzige Demokratie im Nahen Osten“ endgültig zu hohlem Gerede macht, nun auch für die jüdischen und arabischen Vollbürger:innen. Seit vielen Jahren – und nicht erst nach dem 7.10.2023 – erlebe ich im neuen Diasporajudentum (zu dem die stark wachsende Gemeinschaft gebildeter Israelis in Deutschland gehört) eine fundamentale Kritik an jüdischer Staatlichkeit und der damit verbundenen Teilhabe an destruktiven Strukturen von Macht, Gewalt und Ausschluss.

In Daniel Boyarins Manifest „The No-State-Solution“ nimmt die häufig begegnende Kritik am Nationalstaat eine besondere Form an. Wie in Nachfolge der biblischen Propheten scheint Boyarin vor allem daran erinnern zu wollen, dass das Judentum über Jahrhunderte als Volk kenntlich geblieben ist, obwohl es keinen Staat hatte. Er ruft nun mit seiner Idee eines Nationalismus ohne Staat nicht direkt dazu auf, den Staat Israel abzuschaffen – aber er scheint das Volk zusammenrufen zu wollen für die (sich ankündigende) Zeit danach. Wie viele andere zeigt Boyarin eine Sehnsucht, nicht für die gewalttätige Politik des Jüdischen Staates verantwortlich gemacht zu werden. Das ist mehr als eine romantische Fantasie vom „unschuldigen“ Leben im Schtetl, es ist auch mehr als die Anhänglichkeit an die „Fleischtöpfe Ägyptens“. Es ist sogar mehr als die Aversion intellektuell hochgebildeter Menschen gegen die Unredlichkeiten und mehr oder weniger schmutzigen Kompromisse des politischen Handelns. Viele israelkritische Jüdinnen und Juden gehen selbst wenig „saubere“ Kompromisse ein, wenn sie sich politisch aktiv an die Seite des palästinensischen Volkes, gar der Hamas, stellen, viele von ihnen stellen sich klar gegen romantisierende Vorstellungen vom Schtetl etc. Bei meinen nicht ganz so radikalen, aber sehr regierungskritischen Gesprächspartner:innen sehe ich vor allem den Wunsch, mit der Gewalt aufhören und trotzdem bleiben zu können. Gelehrte wie Menachem Lorberbaum, Omer Bartov, Hanoch Ben Pazi, Fania Oz-Salzberger und viele andere versuchen, der Vorstellung, dass der Opferstatus den Jüdinnen und Juden aller Zeiten einen ethischen „Freibrief“ (Bartov) ausstelle, mit einem immer lauteren Ruf zur Verantwortung zu begegnen. Dabei orientieren sie sich an den Propheten des Tanach und der dialogischen Struktur der Patriarchenerzählungen ebenso wie an demokratischen Vorstellungen der Gründergeneration. Und aus den Kreisen ihrer Leser:innen gibt es plötzlich eine – mich persönlich besonders erschütternde – neue Frage an uns Deutsche: „Wenn man an einem Völkermord beteiligt war, bleibt das wirklich über Generationen hinweg unauslöschlich?“

 

IX. Der Fluch der bösen Tat – und Versuche, einen Ausweg zu denken

Meine Antwort auf diese Frage, die mir mehrfach von jungen und älteren Exil-Israelis und Israelis gestellt wurde, lautet „ja und nein“ (unter Auslassung der Bekenntnisdebatten rund um den Begriff „Völkermord“). Die meisten Deutschen, die den Zweiten Weltkrieg überlebten, haben es ungeheuer und unverdient gut getroffen, jedenfalls die, die im Westteil des Landes waren. Das hat viele von ihnen, trotz aller ordnungsgemäß absolvierten Erinnerungskultur und durch alle politischen Parteien, sehr selbstgerecht werden lassen. In dieser Selbstgerechtigkeit wurden sie mehrheitlich wohl auch nur leicht angefochten durch die 68er Bewegung und ihre Perversion in der RAF. Die Konservativen stellten sich seit Adenauers insgesamt geglücktem Treffen mit Ben Gurion einfach bedingungslos an die Seite jeder israelischen Regierung, die Sozialdemokraten fanden neue Freunde in der israelischen Arbeiterpartei, und an den Rändern mischten sich die Verhältnisse – aber niemand wird ernsthaft behaupten können, dass es uns über Generationen hinweg wirklich schlecht gegangen wäre mit der Erinnerung an die Verbrechen unserer Vorfahren. Andererseits: denjenigen, die wirklich realisierten, was in den Jahren zwischen 1933 und 1945 in Deutschland passiert ist, ist tatsächlich ein „Empörungsflügel“ gebrochen, wo es um andere geht, die Ähnliches tun. Meistens ist das, was andere tun, nicht ganz so entsetzlich wie der einzigartige Holocaust. Und jeder denkende Mensch wird – hier besonders – an dem Bewusstsein leiden, dass dergleichen in Wahrheit jederzeit wieder geschehen kann. Aber Tatsache bleibt: Man kann schon ganz schön viel verdrängen und vergessen.

Gibt es etwas, das uns, Israelis wie Deutsche, dennoch auf ein „Nie wieder“ hoffen lassen  kann? Mir scheint, der Rückgriff auf den prophetisch-ethischen Monotheismus durchaus eine Hoffnung zu enthalten: liest man ihn, wie es etwa Menachem Lorberbaum, Chanoch Ben Pazi und mit ihnen viele viele andere Menschen vorschlagen, dann ist er allemal eine Aufforderung dazu, Verantwortung für das je eigene Handeln zu übernehmen. Er ist sogar eine Aufforderung, mehr Verantwortung zu übernehmen als es dem wirklichen eigenen Anteil an der Verursachung einer gegebenen Situation entspricht.

Nehme ich das als Maßstab, dann kann ich sowohl bei den sehr linken Kritikern des Staates Israel als auch bei den sehr rechten Befürwortern einer Vertreibungspolitik gegenüber den Palästinensern je einen Denkfehler benennen:

 

  • Wenn linke Befürworter eines bi-nationalen Staates und Anhängerinnen der No-State-Solution oder Historiker wie Bartov der utopischen Vorstellung eines Zusammenlebens ohne Grenzen das Wort reden, übernehmen sie gerade keine Verantwortung für den in Jahrzehnten machtarroganter Depravierungspolitik gewachsenen Hass der anderen Seite. Sie bemühen sich ganz aufrichtig um Empathie für die beraubten Palästinenser:innen, sind aber, wenn diese sich so schroff aussprechen, wie es ihnen ihr international anerkannter Opferstatus erlaubt, erstaunt und enttäuscht, dass sie dort auf Rachegefühle und Geringschätzung der eigenen Interessen treffen. Ich denke, wer dem palästinensischen Volk wohlwollte, müsste alles tun, um ihm beim Aufbau eigenverantwortlicher Strukturen zu helfen, über mögliche Entschädigungen verhandeln. Er müsste sich aber zugleich strikt defensiv so effizient wie möglich vor rachsüchtiger und terroristischer Aggression schützen. Dazu gehört, das Mitgefühl psychologisch kompetent zu erlauben und zu begrenzen. Dazu gehört ebenfalls die materielle Verteidigung. Diese muss nicht (wie es die okkupative Politik seit Jahrzehnten tut) die Anlagen und Lebensmöglichkeiten der Anderen zerstören. Sie kann wieder sehr lokal sein (bewaffnete Kräfte in jedem Kibbutz etc.) – aber es liegt unbedingt im Interesse beider Völker, dass sie sich voreinander schützen und auf diese Weise Freiraum für Aufarbeitung und Aufbau gewinnen können.

 

  • Wenn rechte Beschöniger eines Vernichtungsfeldzuges immer wieder betonen, dass ein Palästinenserstaat nicht denkbar ist, weil er naturgemäß ein Terrorstaat wäre, dann übernehmen sie gerade keine Verantwortung für ihre eigenen destruktiven Taten und die Sicherheit ihres Staates. Sie mögen kurzfristige Überlegenheit und relative Kontrolle erlangen um den Preis einer immer schlimmeren Verrohung ihrer eigenen kostbaren Jugend. Aber auf die Dauer verlieren sie die Zustimmung ihrer gebildeten Bürger:innen und jede Hoffnung auf ein friedliches Leben mit den Nachbarn. Aus der pyschoanalytisch informierten Dialogphilosophie lässt sich – ebenso wie aus der Geschichte der Westintegration der Bundesrepublik – lernen, dass nicht der machtlos bleibende unterworfene Andere ein „guter Anderer“ ist, sondern derjenige, der sich selbstbewusst und mit guter Perspektive um seine eigenen Angelegenheiten kümmern kann. Asymmetrien und Ungerechtigkeiten bleiben auch in einem Verhältnis der gegenseitigen Anerkennung selten aus – aber katastrophisch wird es immer da, wo die Übermacht einer Seite total wird. Auch deswegen sind gute Grenzen für gute Beziehungen wichtig. Gute Grenzen schützen beide Seiten vor den Übergriffen der je anderen Seite. Wo die Beziehungen vollständig zerstört sind und eine Seite ohne jeden Schutz – da wird dieser Seite auch jede Moral der anderen egal.

Vor aller Moral wäre es demnach auch den konservativen Kräften in Israel zu raten gewesen, jeden Versuch der Palästinenser, einen eigenen Staat zu deklarieren, zu unterstützen und Aufbauhilfe anzubieten. Bekanntlich liegt das nicht im Interesse der Nationalreligiösen, deren immer offener erklärtes Ziel es ist, Yehuda und Shomron als biblisches Land dem jüdischen Staat einzuverleiben. Ob die israelische Gesellschaft es schafft, sich dieser destruktiven Eiferer so weit zu entledigen, dass sie als vor sich hin rabulierende Minderheit wie ehedem die verbliebenen deutschen Nazis irgendwo abgeschlagen leben, oder ob sie deren Wahnsinn weiterhin ihre Jugend opfert, davon hängt, soweit ich es sehen kann, ihre Vitalität ab.

Für einen Selbstregulierungsprozess der palästinensischen Gesellschaften müssen wohl überhaupt erst einmal die materiellen Grundlagen gelegt werden. Von innen können das nur die Palästinenser:innen selbst machen. Von außen aber muss der Zustand beendet werden, in dem das palästinensische Volk als paradigmatisches Opfer wahlweise unterstützt oder bekämpft wird. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die gegenwärtige Welle der Anerkennung eines Palästinenserstaates. Sie fasst eine Eigenverantwortung der Palästinenser für ihr Schicksal bewusst als ein von den demokratischen Staaten der Welt unterstütztes Desiderat ins Auge. Damit setzt sie zumindest der symbolischen Obdachlosigkeit der Vertriebenen etwas wie das Prinzip „housing first“ entgegen. (Dieses ist das bisher erfolgreichsten Konzept im Kampf gegen die reale Obdachlosigkeit). Man erkennt einen palästinensischen Staat an, auch wenn er de facto noch nicht existiert. Man hätte das besser vor dem 7.10.23 getan, damit der Anschein, es könnte sich um eine Belohnung für den Anschlag oder einen Ausgleich für das Leiden im Gazakrieg handeln, nicht hätte aufkommen können. Ich würde mich jedoch in Verfolg des Verantwortungsprinzips nicht zu lange aufhalten mit der historischen Begründung eines solchen Schrittes – die Anerkennung der Erwünschtheit eines palästinensischen Staat, mit welchem Territorium und welcher Regierungsform auch immer, gehört zur beginnenden Lösung des Problems. Es muss freilich möglichst streng darauf geachtet werden, dass weder die eine noch die andere Konfliktpartei in die Gewöhnung an einen Paria-Status getrieben wird.

 

X. Lasst es uns mal ohne Antisemitismus versuchen

Ein letztes Wort zum Antisemitismus. Es gibt ihn. Er ist hinreichend analysiert – und er ist ein besonders hässlicher Auswuchs der moralischen Inkompetenz, Verantwortung zu übernehmen. Wie eng er mit der sadistisch-autoritären Persönlichkeitsstruktur verbunden ist, haben bereits Adorno und Horkheimer in ihrer Dialektik der Aufklärung beschrieben. Es muss niemanden verwundern, dass er in Gesellschaften, die autoritäre Familienstrukturen durchsetzen und zu deren Rechtfertigung immer äußere Feinde brauchen, besonders gut gedeiht. Es gehört zur autoritär-sadistischen Persönlichkeit, dass sie angesichts der Grenzverletzung am anderen rauschhaft dereguliert. Damit ist hinreichend erklärt, wieso der Antisemitismus sich bedeckt hielt, solange der Staat Israel dem Judentum ein Image der unbesiegbaren Potenz gab, und wieder aus der Deckung kam, als man israelische Menschen als Opfer in von den Tätern des 7.10. verbreiteten Videos sah. Man sollte diesen hämischen Antisemitismus nicht verwechseln mit der verständlichen Wut unterdrückter Palästinenser und ihrer Verteidiger auf real massiv ungerechte Verhältnisse. Zwar geht das alles ineinander. Und aus den oben schon genannten Gründen verstärkt die Härte, die bedrängte Eliten nach innen ausüben, die charakterliche Verbiegung der von ihnen Regierten. Die Folgen werden wir alle, besonders aber die Juden und Jüdinnen der Welt, noch lange zu spüren haben.

Der Ausweg kann aber nicht sein, möglichst viele (potentielle und wirkliche) Antisemiten zu töten und die Lebensumstände der Verbliebenen unerträglich zu machen. Vielmehr lehren die historische Erfahrung ebenso wie der ethische Monotheismus (an dem wir Christ:innen durch Pauli weltweite Verbreitung jener verrückten Lehre vom Sühnopfer des Gottessohnes leider nur in einer von Freud treffend als verbogen analysierten Form teilhaben), dass es weise ist, sich streng defensiv zu schützen und zugleich den Gegner sich zu einem guten Anderen entwickeln zu lassen. Dieses ist die europäische Erfahrung nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wird in den politischen Institutionen, auch in diversen religiösen und kulturellen Formationen bewahrt und lebendig erhalten. Wir haben viele gute Gründe, sie nicht den törichten Polarisierungen zu opfern.

 

XI. Flaggenfantasie

Wenige Tage nach ihrer Anbringung wurde die palästinensische Flagge wieder vom Gebäude entfernt. Ich hätte lieber gesehen, wenn eine israelische Flagge und dann vielleicht auch irgendwann eine deutsche daneben angebracht worden wäre, vielleicht noch die der EU und der Schweiz und der Ukraine usw.

Brief einer traurigen Freundin zu Rosh Ha Shana 5786

3 Gedanken zu „Brief einer traurigen Freundin zu Rosh Ha Shana 5786

  • 24. September 2025 um 7:46 p.m. Uhr
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    Danke, liebe Frau Dr. Palmer, danke für Ihre Anstrengung, dies „überkomplexe“ Verhältnis so aufzufächern, dass die Knotenpunkte, die kritischen Verdichtungen erkennbar werden. Ich teile Ihre Trauer – und Ihren Impuls, neben der palästinensischen Fahne auch die israelische aufzuziehen.

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  • 29. September 2025 um 4:38 p.m. Uhr
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    Liebe Gesine,
    ich danke dir aufrichtig für deine ehrlichen Worte. Ich kann dir nur sagen, dass ich verzweifelt bin. Die Regierung in Israel ist unerträglich. Hunderttausende im Land demonstrieren gegen die, Reservisten verweigern ihren Dienst. Du siehst, es gibt eine Opposition.
    Was ich aber nicht verstehe, ist der weltweite Judenhass.
    Ich mache mir Sorgen um die Zukunft meiner Kinder und Enkelkinder.
    Schön , wenn man an Wunder glauben könnte.
    Sei herzlich gegrüßt,
    Lala

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  • 4. Oktober 2025 um 2:04 p.m. Uhr
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    Ich danke dir, liebe Gesine, für diese differenzierte Betrachtung, die mich praktisch mit jedem Absatz zu einer Selbstüberprüfung brachte, inwieweit ich dem Geschriebenen vollkommen oder zumindest eingeschränkt zustimmen kann. Nun bin ich völlig ungeübt/unfähig, Sachlagen wissenschaftlich (oder gar religionsphilosophisch) zu betrachten und tue dies, wie wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung, eher „aus dem Bauch heraus“. Wie wahrscheinlich viele deiner Leser:innen habe ich sehr großes Interesse am Weiterbestehen des Staates Israel, zumal ich häufig dort war und dort Freunde habe. Beinahe, es ist schon viele Jahre her, wäre ich wegen einer großen Liebe sogar dorthin gezogen. Ob sich meine Ansichten als dort Lebende sehr von denen unterscheiden würden, die ich jetzt habe? Wahrscheinlich. Die Außensicht, sofern sie nicht von Ideologien gelenkt wird, ist meist vernünftiger als die Beurteilung im Lande selbst, die durch Ängste, persönliche Verluste, Verbitterung, beschränkte Informationslage und das Ausblenden der jeweiligen anderen Seite getrübt wird. Von Europa aus betrachtet, geht es um die Anerkennung der Rechte beider Seiten, die Grundlage für ein irgendwann hoffentlich gewaltloses Miteinander wäre und dort mag es vielen ebenfalls um das Ende der Gewalt gehen, die aber in den Augen der jeweiligen Machthaber nur mit der vollständigen Unterwerfung des Gegners möglich ist.

    So langsam bekommen wir hierzulande eine Ahnung, wie toxisch die Denke der jeweils anderen sein kann. Antisemitismus ist ein Gift, das sich unbemerkt weitervererbt. Nicht genetisch, aber in Form von Tröpfcheninfektion. Ich werde nie vergessen, wie sich, nachdem ich mit einer Freundin in einem heruntergekommenen 3-Stern-Hotel in Kairo übernachtet hatte, die jungen Betreiber dieses Etablissements sich nach einem freundlichen Gespräch mit zusammengeschlagenen Hacken und zackig ausgestrecktem rechten Arm von uns verabschiedeten. Wir waren einigermaßen fassungslos und machten sie darauf aufmerksam, dass sie damit (damals) gute 55 Jahre zu spät dran waren. Sie waren verwirrt, denn sie dachten, dies sei der übliche „Deutsche Gruß“. Sie hatten zu viele Nazi-Filme gesehen, die in Ägypten, wo man ohne Schwierigkeiten auch „Mein Kampf“ in mehreren Sprachen kaufen kann, höchst beliebt sind. Wie bitte kann ich diesen Menschen ihren Antisemitismus übelnehmen? In ihrem Land stellt niemand diese Überzeugung in Frage. Zwar existiert von Staats wegen ein Friedensvertrag mit Israel, aber die ägyptische Bevölkerung steht in weiten Teilen nicht dahinter. Mit Glück findet man Menschen, die wenigstens zwischen Israelis und den wenigen einheimischen Juden differenzieren können.

    Ich wundere mich nicht, dass der durchschnittliche Asylant aus Syrien, Afghanistan und Nordafrika mit antisemitischer Haltung hier ankommt, weil sie ihm in seinem Land anerzogen wurde und er kaum Gelegenheit hatte, sie infrage zu stellen. Selbstverständlich plädiere ich dafür, solchen Menschen die Grundsätze und Werte unserer Gesellschaft aufzuzeigen und deren Einhaltung neben juristischen Standards zur Grundlage ihres Bleiberechts zu machen.

    Sehr übel nehme ich Antisemitismus denen, die alle Möglichkeiten haben, sich zu informieren, die ihre Ansichten sozusagen am lebendigen Gegenüber überprüfen könnten und die dennoch lieber dumpfe Parolen brüllen, weil sie davon ausgehen, dass die Ideologie der angeblichen Befreier auf jeden Fall die moralisch unterstützenswerte Seite sei. Man will eben immer zu den „Guten“ gehören, um die etwaige Schuldverstrickung der eigenen Familie vergessen zu machen. Oder einfach, weil die empörungsbereite Peer Group es für angesagt hält.

    Meine Sorge im Zusammenhang mit der Situation im Nahen Osten gilt den Kindern. Früher waren es die Kinder von Sderot – ein Ort, der traurige Bekanntheit durch die permanenten Raketenangriffe der Hamas erlangte – deren Schlaf jederzeit durch Alarm und die Notwendigkeit, innerhalb von kürzerster Zeit in den Schutzraum zu fliehen, unterbrochen bzw. beendet wurde. Durch den furchtbaren Überfall am 7. Oktober 2023 waren unzählige Kinder, sofern sie überhaupt überlebten, von Gewalt betroffen und sind es noch. Viele leben mit ihren Angehörigen irgendwo in Ausweichquartieren und können nicht zurück. Manche haben ihre Eltern und andere enge Angehörige verloren. Inzwischen denke ich auch an die vielen Kinder und Jugendlichen auf palästinensischer Seite, die nichts anderes kennen als Verlust. Verlust ihres Zuhauses, Verlust ihrer Sicherheit, Verlust naher Angehöriger. Daneben Obdachlosigkeit, Hunger, Durst und Kälte. Wer würde ihnen verübeln, auf Lebenszeit Israelis als Feinde zu betrachten?

    In meinen Augen ist das das schlimmste Verbrechen: Wenn Kinder, egal welcher Herkunft, ihrer fundamentalsten Schutzrechte beraubt werden. Sie haben ein Recht auf handlungsfähige, fürsorgliche Erwachsene, die Verantwortung tragen, Sicherheit geben und Zukunft ermöglichen. Entwurzelte Erwachsene im Ausnahmezustand sind unfähig, sich ganz auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu konzentrieren, weil die körperliche Unversehrtheit der Familie oder Nahrungssuche Priorität bekommt. Traumatisierte Erwachsene können nicht mehr Orientierung und die psychische Stabilität bieten, die Kinder brauchen, um Vertrauen und Sicherheit zu entwickeln. Davon mal abgesehen zerstört der Krieg soziale Systeme wie Schulen und die Gesundheitsversorgung.

    Kriegskinder haben langfristig ein deutlich erhöhtes Risiko für psychische Störungen, insbesondere für Depressionen, Angst- und posttraumatische Belastungsstörungen. Gewalt als Kollektivstrafe (um etwa den Einfluss der Hamas „ein für allemal“ zu beseitigen und ihn der Zivilbevölkerung quasi auszutreiben) führt vermutlich zukünftig nicht zu der ersehnten friedlichen Koexistenz, sondern höchstwahrscheinlich zu einer heranwachsenden Generation von psychisch schwer beeinträchtigten Menschen, die auf der Suche nach sozialen Bindungen und verlässlichen Bezugspersonen einem hohen Risiko ausgesetzt ist, wieder in die Fänge von Gewaltpredigern zu geraten, die im Nahen Osten und weltweit Hochkonjunktur haben.

    Palästina braucht eine Perspektive. Zu viele Mächte haben momentan eigennützige Interessen an Gaza und träumen von blühenden Landschaften und lohnenswerten Immobilien-Projekten. Es wird, wenn es klappt mit den Friedensverhandlungen, viel Geld in den Wiederaufbau gepumpt werden, aber ich frage mich, wie sichergestellt werden kann, dass die Bevölkerung nicht wieder zum Spielball von Staaten wird, die sich mit oder gegen Israel verbünden und somit der palästinensische Wunsch nach Selbstbestimmung und nationaler Identität abermals nicht berücksichtigt wird.

    Israel wünsche ich dringend eine liberale Regierung, die Schluss macht mit dem fundamentalistischen Irrsinn, der mittels der ungesetzlichen Siedlungen auf palästinensischem Territorium das Recht des Stärkeren durchsetzt und den Hass der Entrechteten verstärkt. Und was Gaza betrifft, so darf man nicht vergessen, dass die Rekruten, die dorthin geschickt werden, traumatisiert zurückkommen (sofern sie überleben) und ihrerseits in vielen Fällen schweren psychischen Schaden genommen haben, der möglicherweise auch spätere Generationen betrifft.

    Beiden Völkern wünsche ich die Einsicht, dass Frieden langfristig nur möglich wird durch einen gerechten Interessensausgleich. Die wenigsten Menschen hierzulande träumen noch von den deutschen Grenzen vor 1914 bzw. stellen die Grenzverschiebungen, die das Resultat nachfolgender Kriegshandlungen waren, infrage. Anders scheint es bislang im Nahen Osten zu laufen, wo die jeweiligen Hardliner ewigen Revanchismus predigen.

    Was aber können wir tun? Man fühlt sich als Einzelperson relativ hilflos, wenn man die globale Situation betrachtet. Doch gegen den latenten oder offenen Antisemitismus können und müssen wir schon im eigenen Interesse aufstehen und aufklären. Wer Juden sagt und Israelis meint, wird in seinem argumentativen Eifer sofort von mir gestoppt. Wer DIE JUDEN und damit das vermeintlich steinreiche und verschworene Weltjudentum meint, das unsere Politik fernsteuert, ist mit vernünftigen Argumenten wahrscheinlich nicht mehr zu erreichen, soll aber trotzdem hören, dass man seine/ihre verschwurbelten Ideen für gefährlich und wenig hilfreich hält. Bei jungen Menschen, die auf den Straßen Parolen brüllen („from the river to the sea“) und nicht immer wissen, welcher Fluss und welches Meer gemeint ist und wie sie sich die Zukunft der israelischen Bevölkerung im herbeiphantasierten Sieg der palästinensischen „Befreiung“ eigentlich konkret vorstellen, lohnt sich ein ernsthaftes Gespräch allemal. Auch ich war mal jung und habe hirnlos Parolen nachgebetet, ohne Zusammenhänge zu begreifen. Auch ich wollte auf der richtigen Seite stehen. Vielleicht will der Mensch ja grundsätzlich gut sein und das Richtige tun. Die Kunst des Erwachsenwerdens ist es u.a., sich nicht vor den Karren der lautesten Schreihälse spannen zu lassen. Das gilt im Übrigen natürlich auch für betagtere Personen und z.B. für die nächste Bundestagswahl …

    Entschuldige, liebe Gesine. Jetzt hat’s mich ein bisschen weggetragen von Deinem Text … Aber immerhin hat er mir ein paar schriftliche Gedanken entlockt, was höchst selten passiert.

    Danke und mit lieben Grüßen
    Judith.

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