Naturbelassen sind Frauen wild und gefährlich. Kaum haben sie die Geschlechtsreife erlangt, werden aus niedlichen Mädchen gierige, unersättliche Ungeheuer, die Männer verführen, schwächen und plündern. Sie gebären Kinder ohne Schmerzen, kümmern sich aber niemals um diese oder gar um deren Väter, die doch meist besonders bekümmerungsbedürftig sind. Erst recht kümmern sie sich nicht um die Familien, aus denen sie kommen. Sie sind einfach vollständig triebgesteuert. Manche so sehr, dass sie selbst beim Gebären der Kinder Schmerzen empfinden, weil sie keine Sekunde ihren Egoismus loslassen können. Ist es so, dann werden sie für die Kinder auch gefährlich, weil sie ihnen die Geburtsschmerzen übel nehmen. Und wenn solche geschlechtlich ungebremsten Frauen für eine Zeit und zu manchen Menschen doch nett und fürsorglich sind, dann muss man immer noch stets fürchten, dass der in ihnen besonders böse Trieb bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder aufbricht und sie veranlasst, Haus und Familie zu verlassen, mit wirrem Haar über Straßen und Plätze zu irren und sich jedem beliebigen Kerl an den Hals zu werfen – dabei kann es leicht passieren, dass sie diesen um Haus und Hof beißen. Darum haben alle Traditionen dieser Welt viele Mittel zur Eindämmung des bösen weiblichen Triebes entwickelt. Das ist schließlich auch für die Frauen besser, denn wenn sie weniger wild sind, können sie ein ganz passables Leben führen: erst freilich werden sie geführt, von den Eltern und Lehrern, zum Gehorsam und zum Traualtar oder was man so macht, wenn man eine Frau einem Mann als Eigentum übergibt. Meistens haben sie nach den ersten Kindern noch eine weitere Frau neben sich, die den Mann umgarnen muss, aber dafür auch der Erstfrau zu dienen hat, wenn der Mann aus dem Haus ist. Und irgendwann sind sie alt, dann hat die Natur das mit dem Trieb sowieso erledigt – und sie dürfen sich nun selbst darum kümmern, dass aus niedlichen Mädchen niemals böse, wilde und gefährliche Frauen werden. In den westlichen Kulturen erziehen wir einander mit etwas verfeinerten Mitteln, wir haben Religion, wir haben soziale Sanktionen, wir haben pharmakologische Lösungen, und wir kommen in den letzten Jahrzehnten sogar in manchen sozialen Kohorten ganz gut klar, wenn manche Frauen mehrere Lebenspartner haben, sei es nacheinander, sei es gleichzeitig, und sich in der Öffentlichkeit frei bewegen. Wir erlauben unter Umständen (und nach gründlichen Gesinnungsprüfungen) manchen Frauen sogar, größere Gebilde zu führen (allerdings sollten sie sich dann bei nichts Wildem erwischen lassen, tun sie auch nicht). Diese Großzügigkeit findet aber in einer Weltsekunde statt, die zudem auf wenige geographische Gebiete beschränkt ist – und jederzeit wieder vorbei sein kann. In vielen Kulturen greift man in der archaischen Angst vor der Weiblichkeit längst wieder verstärkt zu Verhüllungen und drakonischen Strafen, falls eine Frau sich nicht fügt. Und in manchen Kulturen greift man vorsorglich noch und wieder und weiter zu Messern. Das ist übrigens wirklich entsetzlich. Und wir haben gute Gründe, es hier streng zu ahnden und alles zu tun, um es zu verhindern. Es könnte sich ja auch anderen erschließen, dass „naturbelassene“ oder doch wenigstens messerlos kultivierte Frauen sooo gefährlich nun auch wieder nicht sind.

Die Organisation Terre des Femmes hat neue Zahlen herausgebracht: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-07/terre-des-femmes-genitalverstuemmelungen-deutschland

Wilde Frauen beruhigen

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